Thursday, June 25, 2009

Weltkulturerbe weg, Kultur bleibt

So, jetzt ist es also passiert. SPIEGEL ONLINE berichtet, dass die UNESCO Dresden den Weltkulturerbetitel aberkannt hat, wegen der Waldschlösschenbrücke. Ist vielleicht besser so, denn jetzt kehrt hoffentlich Ruhe ein. Man konnte die ewigen Diskussionen ja nicht mehr hören.

Man kann die Brücke ja gut oder schlecht finden. Was ich aber nicht nachvollziehen kann ist Folgendes. Das Dresdner Elbtal war ja auf der Liste des Weltkulturerbes, nicht etwa des Weltnaturerbes; das gibt es auch. Kultur also im Sinne von vom Menschen Erschaffenes, nicht nur Musik und Malerei oder sowas. Das, was die UNESCO als schützenswert auserkoren hatte, waren also nicht die schönen grünen Elbwiesen, sondern das Elbtal von Pillnitz bis Übigau, mitsamt Parks, Gebäuden, Brücken, Werften und Schiffen, so die Begründung für die Aufnahme. Die Begründung erwähnt, dass verschiedene Errungenschaften vom 16. bis zum 20. Jahrhundert im Dresdner Elbtal versammelt sind. Warum muss aber die Kultur im 21. Jahrhundert aufhören? Die Menschheit entwickelt sich schließlich weiter, und die Zeichen, die diese Entwicklung setzt, können und sollen auch in eine außerordentliche Kulturlandschaft einfließen. Im Dresdner Elbtal wurden schon diverse Brücken gebaut, die teilweise wie das "Blaue Wunder" selbst Sehenswürdigkeiten sind und sogar ausdrücklich von der UNESCO erwähnt sind. Die neue Waldschlösschenbrücke ist vielleicht nicht die schönste Brücke der Welt, aber sie ist ein Ausdruck der Kultur der Gegenwart.

Der andere Aspekt, der diese Geschichte zur Farce machte, ist das Lamentieren der hohen Politik und nationalen Prominenz. Fakt ist: Die Dresdner Bürger haben in einer Volksabstimmung für die Brücke gestimmt. Und selbst nachdem die UNESCO angefangen hatte, ernsthaft damit zu drohen, den Titel abzuerkennen, haben in mehreren Umfragen deutliche Mehrheiten gemeint, dass sie trotzdem wieder für eine Brücke stimmen würden. Warum das so ist, sei dahingestellt. Vielleicht ist den Dresdnern der schnelle Weg zu Arbeit oder zum Flughafen wichtiger. Oder man hat erkannt, dass das kulturell wertvolle Blaue Wunder eigentlich ein Verkehrsnadelöhr ist. Aber die Bürger haben entschieden und das gilt es zu akzeptieren. Die Bürger können ja später auch mal dafür stimmen, die Brücke wieder abzureißen.

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